In der
NVA wurde seit Gründung im Jahre 1956 ein Verzeichnis geführt,
wo die in Nutzung befindliche Technik, Bewaffnung und Ausrüstung
aufgelistet wurde – in den Jahren bis 1960 war es das Verzeichnis
der Bewaffnung, ab 1960 das Verzeichnis
der Bewaffnung und Ausrüstung der Nationalen
Volksarmee (VdBA). Ab Anfang der 80er Jahre wurde es in das Verzeichnis
der Kampftechnik, Bewaffnung und Ausrüstung der
Nationalen Volksarmee (VdKBA) umbenannt. Dieses Verzeichnis gehörte
zu den Grundlagendokumenten im Prozeß der Beschaffung von
Kampftechnik,
Bewaffnung, Ausrüstung und Versorgungsgütern (KBAV) durch den
Dienstbereich Technik und Bewaffnung (TB) des Ministeriums für
Nationale Verteidigung (MfNV).
Entsprechend der
"Ordnung über die Arbeit in der NVA auf dem Gebiet der
Bewaffnung und Ausrüstung" durfte Bewaffnung und Ausrüstung nur
geplant, beschafft und verwendet werden, wenn sie im VdBA bestätigt
wurde. Der Gegenstand musste also zuerst ins Verzeichnis, dann
konnte er beschafft
werden. Als Grundlage dieser Aussage sollte eigentlich eine
Ordnung oder ähnliches gelten. Leider war es bisher nicht
möglich, die bisher erkundeten möglichen Vorschriften der NVA
zu diesem Thema auf deren Inhalt zu prüfen.
Das Bestätigungsdokument
Prinzipiell hatten die
verschiedenen Bedarfsträger (BT – Verwaltungen der
Waffengattungen, Spezialtruppen und Dienst)
im MfNV die Aufnahme in das VdBA zu beantragen, wenn neue KBAV für die Nutzung in
der NVA eingeführt werden sollte – das bezog sich sowohl auf
KBAV aus der
DDR-Produktion, wie aus Ländern des RGW. Dazu war ein
Bestätigungsdokument in 3-facher Ausfertigung zu erstellen
und durch den Chef des jeweiligen BT zu bestätigen. Zum
Dokument gehörten in der Regel Anlagen mit technischen Daten,
Ergebnisse der Erprobung/Truppenerprobung und anderes. Für
diese Anlagen wurden sowohl Vordrucke (Beschreibung der
Bewaffnung und Ausrüstung – siehe Beispiel am Ende der
Ausführungen) als auch normales Papier verwendet.
Der Bestätigungsprozeß hat sich über die Jahre verändert.
Erste Phase
Im Zeitraum 1956-1959
wurde dieses Bestätigundsdokument durch
‒ den Chef des
Hauptstabes
‒ den Stellvertreter
des Ministers für Technik und Bewaffnung sowie
‒ den Minister für
Nationale Verteidigung
bestätigt.
1960-1962 wurde
die Aufnahme in das VdBA durch
‒ den Leiter der
Abteilung Normung und Standardisierung
‒ den Stellvertreter
des Ministers für Technik und Bewaffnung bzw. den Chef der
Verwaltung Beschaffung
sowie
‒ den Stellvertreter
des Chefs des Hauptstabes für Organisation befürwortet.
Die Aufnahme in das VdBA wurde durch den
Minister für Nationale Verteidigung bestätigt – das blieb so bis 1990.
Für die Bewaffnung/Ausrüstung wurde ab 1960 im VdBA ein
Registrierungskennzeichen festgelegt. Das
Registrierungskennzeichen setzte sich zusammen:
Erstens - aus der römischen Zahlen für die einzelnen
Abschnitte des Verzeichnisses der Bewaffnung und Ausrüstung.
Zweitens - aus einem großem und einem kleinen Kennbuchstaben
des verantwortlichen Chefs der Waffengattung.
Drittens - aus einer zweistelligen Zahl, die das Stoffgebiet
angibt.
Viertens - aus einer dreistelligen Zahl, die angibt, unter
welcher laufende Nummer die Position im Stoffgebiet erscheint.
Bsp.: II Ar 60 003
Zweite Phase
Ab 1963 wurde die Aufnahme in das VdBA
durch
‒ den Chef der
Verwaltung Technik
‒ den Stellvertreter
des Chefs Technik und Bewaffnung für Beschaffung und
Instandsetzung sowie
‒ den Stellvertreter
des Chefs des Hauptstabes für Organisation befürwortet
Die
Bewaffnung/Ausrüstung wurde jetzt im VdBA mit einem
zehnstelligen Registrierungskennzeichen geführt. Es bestand aus der Zahl für
den Abschnitt des Verzeichnisses, einer vierstelligen Zahl für
das Stoffgebiet, einer dreistelligen laufenden Nummer und
einer Nummer für den Bedarfsträger. Das waren die bekannten
Nummern, wie z.B. 40 für Nachrichten, 50 für Raketen- und
Waffentechnischer Dienst, 51 für Panzerdienst, 52 für
Pionierwesen, 53 für Chemischer Dienst oder 54 für
Kraftfahrzeugdienst,
Bsp.: 3 4055 040 40
Ab etwa 1971
wurde die Aufnahme in das VdBA
durch
‒ den Chef der
Verwaltung Technik
‒ den Stellvertreter
des Ministers für Ausrüstung sowie
‒ den Stellvertreter
des Ministers und Chef des Hauptstabes befürwortet.
Ab 1974/75
wurde mit Einführung neuer Vordrucke das Bestätigungsverfahren
erweitert.
In dem Dokument wurden
der Gesamtbedarf, die Aufnahme in den Material- und
Ausrüstungsplan (MAP) sowie der finanzielle Bedarf aufgeführt.
Neben der
Schlüsselzahl wurde eine VdBA-Nr. (sie entsprach der
Schlüsselzahl) sowie eine
ZAK/EMK-Nr. (Zentraler
Artikelkatalog/Einheitlicher Materialkatalog – innerhalb der
DDR) eingeführt. Der jeweilige Chef des BT hatte für die
Richtigkeit der Angaben zu unterschreiben.
Die Aufnahme in das
VdBA wurde durch
‒ den Stellvertreter
des Chefs Technik und Bewaffnung für Technik
‒ den Stellvertreter
des Chefs Technik und Bewaffnung für Beschaffung und
Instandsetzung sowie
‒ den Stellvertreter
des Chefs LaSK (bzw. andere TSK) und Chef Ausbildung befürwortet.
Dritte Phase
Ab Anfang der
80-er Jahre erfolgte die Aktualisierung des VdKBA mit
Umstellung auf die EDV-Nutzung. Dazu wurde u.a. ein neues
Bestätigungsdokument eingeführt, auf dem Angaben zur Datenerfassung für
EDV-Anwendungen enthalten waren. Das Registrierungskennzeichen
wurde durch ein Ordnungskennzeichen ersetzt. Das
Ordnungskennzeichen (im Rahmen der STAN-Erarbeitung wurde daraus die
Katalognummer für KBAV) - eine 6-stellige Zeichenfolge, davon
war das erste Zeichen der Buchstabe M, die folgenden
Zeichen waren Zahlen. Neben der bereits erwähnten ZAK/EMK-Nr. wurde noch
ein Kl.-Kennzeichen (Klassifizierungskennzeichen) eingeführt. Am Bestätigungsprozeß gab
es keine Änderung.
Des Weiteren war auf
der Vorderseite des Bestätigungsdokumentes unten eine
Tabelle mit Angaben zur Datenerfassung enthalten:
KATN - Katalognummer;
NZ -
SBZ - Soll- und Bestandzahl;
STG - Stoffgebiet;
KLU - Unterklassen;
BT - Bedarfsträger;
SB - Soll/Ist-Berechnung;
MP - Materialplan;
VW - Volkswirtschaft;
AK - Auskunftkennzeichen.
Das im Bestätigungsdokument enthaltene Ordnungskennzeichen
setzte sich aus dem Buchstaben "M" und den Ziffern für die
Katalognummer, das Stoffgebiet, der Unterklasse und dem
Bedarfsträger zusammen, Bsp.: M 02554 12 056 51
Wobei
auch erwähnt werden sollte: obwohl die Aufnahme von KBAV in
den VdBA/VdKBA einem vorgeschriebenen Prozeß entsprach
(Projektierung – innerhalb der DDR, Erprobung und Truppenerprobung) gab es
auch Einzelfälle, wo die aufgenommene KBAV – und diese auch in
den
entsprechenden Planungsdokumenten aufgenommen war – dann im
Weiteren doch nicht eingeführt wurde.
Aufbau und Inhalt des Verzeichnisses
Wie das Verzeichnis
der Bewaffnung in den Anfangsjahren aufgebaut war, kann zur
Zeit nicht beantwortet werden, da entsprechende Dokumente noch nicht im
BArch-MA gefunden wurden.
Im Verzeichnis der
Bewaffnung und Ausrüstung, später Verzeichnis der
Kampftechnik, Bewaffung und Ausrüstung, war die gesamte
Bewaffnung und Ausrüstung, die in der NVA verwendet wurde,
zusammengefasst. Der Bogen spannte sich dabei vom schweren Panzer
über die verschiedensten Artilleriewaffen nebst
Instandsetzungstechnik und Kampfsätzen, weiter über diverse
Funkgeräte bis hin zu Flugzeugen, Sanitätsausrüstung und
Handfeuerwaffen. Aber auch sämtliche Kfz-Technik,
Unterkunftsausstattung und persönliche Ausrüstung des Soldaten wurde
genau nachgewiesen.
Grundsätzlich
war des VdBA in Abschnitte gegliedert. Es gab die Abschnitte
I, II, III A, III B und III C.
Im Abschnitt I wurde die Hauptbewaffnung aufgelistet, so z.B.
Flugzeuge, Panzerbewaffnung, Handfeuerwaffen, Geschütze und
Granatwerfer, Funkmessmittel, Kampfschiffe oder
drahtgebundenen Nachrichtenmittel und Kabel.
Im Abschnitt II wurde die Bewaffnung und Ausrüstung
aufgelistet, die zur Sicherstellung des Einsatzes der
Hauptbewaffnung notwendig war, so z.B. Flugsicherungs- und
Flugzeugführungsmittel, Schanzzeug, Werkstätten,
Stromquellen oder Rettungs- und Sicherungsgeräte.
Im Abschnitt III A wurde zum Beispiel allgemeine Ausrüstung,
Spezialwerkzeuge der Dienste, Signalmittel oder Sprengzubehör,
Tarnmittel und Schutzmasken aufgenommen.
Der Abschnitt III B enthielt unter anderem Lehr-, Ausbildungs-
und Imitationsmittel.
Der Abschnitt III C führte Anbaugeräte, aber auch Bekleidungs-
und Ausrüstungsnormen auf.
In den Erläuterungen
zum Verzeichnis der Bewaffnung und Ausrüstung von 1961 ist
über dem Aufbau des Verzeichnisses folgendes zu lesen:
Im Verzeichnis der Bewaffnung und Ausrüstung ist die gesamte
Bewaffnung und Ausrüstung, die in der Nationalen Volksarmee
verwendet wird, zusammengefasst.
Die Spalte 1 legt der verantwortliche Chef der Waffengattung
für die Planung, Verwendung und Nachweisführung in Form von
Kennbuchstaben fest. Der Bedarf an Ausrüstung dieser Art für
anderen Waffengattungen ist bei den Verantwortlichen Chef zu
beantragen.
Die Spalte 2 enthält die Nummer des Stoffgebiets. Die Nummer
des Stoffgebiets ist eine zweistellige Zahl von 01 bis 99. Das
Stoffgebiet umfasst eine bestimmte artgleiche Ausrüstung und
dient zur systematische Einordnung der gesamten Ausrüstung
nach ihrem Charakter.
Die Spalte 3 enthält die laufende Nummer innerhalb des
Stoffgebiets. Die laufende Nummer ist eine dreistellige Zahl
von 001 bis 999. Sie beginnt in jedem Stoffgebiet mit 001.
Die Spalte 4 legt die vollständige Bezeichnung der Gegenstände
fest. Diese Bezeichnung ist bei der Planung, in Vorschriften,
Beschreibungen und Bedienungsanleitungen anzuwenden.
Die Spalte 5 legte die abgekürzte Bezeichnung fest. Diese
Bezeichnung ist in den Nachweisdokumente sowie in den
Ausrüstungsnachweisen, sofern diese nicht zu Irrtümern oder
Verwechslungen führen kann, zu verwenden. Können
Verwechslungen oder Irrtümer
auftreten, so ist die vollständige Bezeichnung zu verwenden.
Die Spalte 6 legt die Bewaffnung bzw. Ausrüstung festen, die
bei Fehlen der regulären Ausrüstung an deren Stelle verwendet
werden kann.
Die Spalte 7 legt prinzipiell fest, wo die Bewaffnung bzw.
Ausrüstung verwendet wird.
Die Spalte 8enthält nähere Hinweise bzw. Erläuterungen zu den
Gegenständen.
VdBA,
Abschnitt I von 1960
Im VdBA, Abschnitt I
von 1960 war enthalten:
‒ Spalte 1
Kennbuchstaben (Pz, Ar, Na, Ch usw.) für den verantwortlichen
BT für Planung, Verwendung und Nachweisführung
‒ Spalte 2 Nummer des
Stoffgebietes. Das Stoffgebiet umfasste eine bestimmte artgleiche Ausrüstung und
diente zur systematischen Einordnung der gesamten Ausrüstung nach
ihrem Charakter
‒ Spalte 3 laufende
Nummer innerhalb des Stoffgebietes
‒ Spalte 4
vollständige Bezeichnung für die KBAV
‒ Spalte 5 abgekürzte
Bezeichnung für die KBAV
‒ Spalte 6
Ersatz-KBAV, die bei Fehl auch verwendet werden konnte
‒ Spalte 7 legte
prinzipiell fest, wo die KBAV verwendet wurde
‒ Spalte 8 enthielt
nähere Hinweise oder Erläuterungen zu den KBAV
Damit erhielt jeder
Gegenstand, der in das VdBA aufgenommen wurde, ein
Registrierungskennzeichen, z.B. I Sk 13 001 für die
Funkmeß-Seeraumbeobachtungsstation Typ LOT und LOT-M. Dieses Kennzeichen wurde
in den Ausrüstungsnachweisen sowie bei der Planung als Nachweis der
Bestätigung im VdBA verwendet. In dem Dokument sind 120 Einträge zu
finden.
Im VdBA von
1962 sind vom Aufbau her keine Änderungen vorgenommen worden.
Im Dokument zum
Abschnitt I sind 206 Einträge, zum Abschnitt II 938 Einträge
zu finden.
VdBA, Abschnitt I von 1962
Der VdBA, Abschnitt I
von 1964 beinhaltete nachfolgende Darstellung
Es war üblich,
Korrekturen oder Ergänzungen, die im selben Jahr in das
Verzeichnis eingearbeitet werden musste, per Hand
nachzutragen.
VdBA, Abschnitt I von 1964
Es wurden folgende
Änderungen im VdBA vorgenommen:
Die Stoffgebiete
wurden neu aufgestellt und bekamen eine 4-stellige Ziffer –
das war auf die größere Anzahl von KBAV und deren verschiedenen
Klassen zurückzuführen. Die aus der vorherigen Version des VdBA bekannte
lfd. Nr. mit einer 3-stelligen Ziffernfolge blieb erhalten.
Neu ist, daß
jetzt unter Lfd. Nr. die 2-stellige Ziffernfolge für die
Bedarfsträger angegeben wurde. Dementsprechend veränderte sich das
Registrierungskennzeichen: zuerst der Abschnitt (welche jetzt mit
arabischen Zeichen beschriftet sind), dann das Stoffgebiet mit
der laufenden Nummer im Stoffgebiet und schließlich der
jeweilige BT, z.B. 3910 031 20 für die
Funkmeß-Seeraumbeobachtungsstation Typ LOT.
Im Dokument zum
Abschnitt 1 von 1964 sind bereits 273 Einträge, zum Abschnitt
2 waren 1044 Einträge
zu finden.
In dem Dokument gibt
es noch eingetragene Änderungen aus 1965, aufgrund dessen sich
die Anzahl der Einträge nochmal erhöhte: im Abschnitt 1 auf 336,
im Abschnitt 2 auf 1216.
Wird fortgesetzt