Reaktive Panzerbüchse Modell Pancerovka P 27
Reaktive Panzerbüchse Modell Tarasnice T 21

Am 01.11.1957 übergab die NVA 19 "Geschoßwerfer" P-27 und 24 "Geschoßwerfer" T-21 an das Ministerium des Inneren.
Das ist die bisher einzige Information zu diesen beiden Waffen. Vermutlich haben diese "Geschoßwerfer" bereits zur Ausrüstung der KVP gehört. Mit der Einführung modernerer Waffen ähnlicher Bauart wurden diese dann an andere Organe abgegeben.

Gelegentlich werden reaktive Geschütze mit Kalibern bis 85-mm als schwere Panzerbüchsen bezeichnet.

 Bei diesen Geschoßwerfern handelte es sich um Waffen aus der CSSR, die richtig "reaktive Panzerbüchse Modell Pancerovka P 27" und
"reaktive Panzerbüchse Modell Tarasnice T 21" heißen.


Reaktive Panzerbüchse Modell Pancerovka P 27 45 mm

"Bevor das faschistische Deutschland die Tschechoslowakei annektierte, waren dort außer einer Vielzahl gutklassiger anderer Schützenwaffen auch Panzerabwehrgewehre konstruiert worden. Nach dem zweiten Weltkrieg entwickelte man Panzerabwehrmittel nach dem rückstoßfreien Prinzip für die Nahdistanz. Erste Waffe dieser Art war die reaktive Panzerbüchse Modell Pancerovka P 27, ab 1946 an die Streitkräfte des Landes geliefert.
Diese Panzerbüchse ist von sehr einfacher Konstruktion und Wirkweise. Die Granate mit Hohlladungsgeschoß - sie hat ein größeres Kaliber als das Abschussrohr - wird von vorn in die Rohrmündung eingeführt; die Waffe ist damit gespannt. Am Pistolengriff befinden sich Abzug und Sicherung. Weitere Baugruppen und Bauteile sind die aus einer hochklappbaren Kimme und einem hochklappbaren Korn bestehende Visiereinrichtung; ein Zweibein, das man in Marschlage unter das Rohr klappen kann; ferner der Wärmeschutz hinter dem Pistolengriff sowie ein Trageriemen.
Mit dieser Waffe können gepanzerte und ungepanzerte Fahrzeuge und Ziele in 100 m Entfernung bekämpft werden. Da diese Einsatzschussweite den wachsenden Anforderungen des modernen Gefechts nicht entsprach, wurden weitere Waffen dieser Art entwickelt und getestet, so die reaktive Panzerbüchse Modell Tarasnice."
 
 


Reaktive Panzerbüchse Modell Tarasnice T 21 82 mm

"Mit dieser während der fünfziger Jahre entwickelten Waffe, Nachfolgemodell der reaktiven Panzerbüchse Modell Pancerovka P 27, konnte ein wirksames, universell einsetzbares Panzerabwehrmittel für die Nahdistanz zur Verfügung gestellt werden. Mit zwei leichten, mühelos abnehmbaren Rädern ausgerüstet, ist schneller Stellungswechsel, aber auch der Transport auf Fahrzeugen möglich, wobei man die auch als leichtes Geschütz bezeichnete Panzerbüchse sowieso oft als zusätzliche Bewaffnung von gepanzerten Fahrzeugen benutzt hat. Die Waffe kann außerdem von aufgesessenen Schützen auf dem Transportfahrzeug in Stellung gebracht werden. Für Bedienung und Transport werden zwei Mann gebraucht: Einer trägt die Waffe, der Andere die Munition. Geschossen wird vor allem in liegender Stellung. Da die Waffe relativ wenig wiegt, kann man sie jedoch auch auf die Schulter legen und schießen. Während des Marsches wird die Panzerbüchse, an einem Riemen befestigt, über der Schulter getragen und bei Stellungswechsel an dem vorm Rohr zur Mündung hin abklappbaren Metallbügel ergriffen.
Die reaktive Panzerbüchse Modell Tarasnice T 21 funktioniert wie ein rückstoßfreies Geschütz. Wie üblich wird von hinten geladen. Die Munition besteht aus Geschoß und Treibladung. Der pistolenförmige Griff mit der Abzugseinrichtung wurde ungefähr in der Mitte des Rohres, ein weiterer Haltegriff kurz davor angebracht.
Zur Ausrüstung gehören ein mechanisches und ein optisches Visier. Das mechanische Visier kann von 100 m bis 300 m Entfernung in jeweils 50 m Distanz, das optische von 100 m bis 600 m Entfernung in jeweils 100 m Distanz eingestellt werden. Das optische Visier wird beim Transport zur Seite geklappt. Die günstigste Einsatzschussweite bei direktem Richten beträgt 300 m, die maximale Schussentfernung bei indirektem Richten 2800 m. Bewegliche gepanzerte Ziele können bis 300 m, unbewegliche bis 600 m Entfernung erfolgreich bekämpft werden."
 
 

Einsatz in der tschechoslowakischen Armee, hier mit optischem Visier


Die wichtigsten taktischen und technischen Angaben:


  P-27 T-21
Kaliber Rohr 45 mm 82 mm
Kaliber Granate 110 mm 82 mm
Anzahl der Züge Glattrohr Glattrohr
Gewichtsangaben


Waffe in Feuerstellung  6,40 kg 20,0 kg (mit Lafette)
Waffe in Feuerstellung 
17,20 (ohne Lafette)
Länge gesamt 1030 mm 1475 mm
Hohlladungsgranate
3,5 kg
Länge des Geschosses 720 mm 628 mm
Länge des Abschussrohres 1030 mm 1485 mm
Einsatzdaten


Einsatzschussweite 100 m 600 m
maximale Schußweite 150 m 2800 m
Anfangsgeschwindigkeit
250 m/s
Durchschlagskraft 200 mm 300 mm
Feuergeschwindigkeit 4 - 5 Schuß/min  5 - 6 Schuß/min
Bedienung 1 Mann 2 Mann


Informations- und Fotonachweis:
    - Schützenwaffen Heute 1 Militärverlag der DDR 1988 ISBN 3-327-00513-3
    - Dirk Caemerlynck

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